Die Adventszeit ist eine ganz besondere Zeit. Unsere Herzen öffnen sich für die Magie der Weihnacht, wir werden weicher, mitfühlender und empfänglicher. Unser wahres Selbst will zum Vorschein kommen und geht sehnsuchtsvoll in Resonanz mit der Energie in dieser Zeit. Unsere Seele erinnert sich, wer wir wirklich sind. Und sie will sein in all ihrer Ganzheit und Fülle. Der Schleier der Illusion wird dünner denn je und beginnt sich an einigen Stellen sogar zu heben.
Aber sobald das geschieht, sorgen wir in den meisten Fällen dafür, dass der Vorhang sich ganz schnell wieder senkt. Wo kämen wir hin, würden wir wirklich mal heimelig werden und entspannt durchatmen? Runterkommen, zusammenkommen, einander sehen, miteinander reden und uns zuhören, Kraft schöpfen, die Gemütlichkeit genussvoll gemeinsam zelebrieren?
Bewusst fragen wir uns das erst gar nicht. Nicht nur, weil sich die Frage im Zustand achtsamer Bewusstheit gar nicht stellen würde, sondern vor allem, weil die Angst vor dem Erkennen unserer wahren Größe zu groß ist.
Die Antwort aber ist: Wir würden unsere begrenzte Komfortzone verlassen und damit der Liebe Raum geben. Der einen Kraft im Universum, die sich letztlich in allem und jedem manifestiert und die wahre Fülle, Glückseligkeit, Vollkommenheit und Ganzheit ist. Vertrauensvolle Hingabe statt egogesteuerter Kontrolle und Perfektion.
Das aber kann unser Ego nicht zulassen. Diesem Sehnen kann es nicht nachgeben. Seine Angst vor dem Tod ist einfach zu groß.
So bürden wir uns in dieser Ego bedrohenden Zeit möglichst viele Aufgaben auf, hetzen durch die Adventszeit und flüchten auch in den Konsum. Getrieben suchen wir im Außen etwas, um unsere derzeit noch präsentere Sehnsucht nach Liebe und Ganzheit zu stillen und die innere Leere zu füllen.
Wir haben einfach keine Zeit für Einkehr und Besinnlichkeit, beklagen wir uns. Schließlich haben wir doch gerade jetzt so viel zu erledigen, ergänzen wir ausweichend. Unerlässlich und erdrückend treibt uns unser denkendes Ego immer weiter der vermeintlichen Perfektion entgegen.
Wir empfinden zwischen Dekorieren, Adventskalender befüllen, Backen, Überlegungen zu Geschenken, Weihnachtsfeiern, Planungen für das Fest und dergleichen mehr, kaum je auch nur einen Funken der ersehnten Besinnlichkeit, Harmonie und Liebe, die uns diese wundersame Zeit auf dem Silbertablett serviert und die wir und unsere Welt so dringend bräuchten.
Eigene To-Do-Listen und Erwartungen erdrücken uns und nehmen uns die Luft zum Atmen – die Inspiration. So erkennen wir nicht, welches Geschenk in der Qualität dieser Zeit tatsächlich verborgen liegt.
Lasst uns diese wundersame besondere Zeit wieder mal bewusster durchleben, sie in uns aufnehmen, ihre Aura atmen. Es ist eine Zeit voller gespannter Erwartungen, voller Vorfreude und Herzenswärme. Sie kann uns vom Kopf wieder ins Herz führen – sofern wir es zulassen, loslassen und sie bewusst erleben. Ein Geschenk, das wir endlich auspacken sollten, statt jedes Jahr wieder die Annahme zu verweigern, weil wir uns nicht würdig und wert genug erachten.
Einen schönen 1. Advent wünsche ich. Und ein Impuls für eine achtsame und harmonische Adventszeit könnte es sein, diese Gedanken weiterzuverbreiten.